Rückblick auf die BDS-Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl 2025

Ein Abend voller Kontroversen und Perspektiven

Am 8. Januar...

… lud der Gewerbeverband Fürstenfeldbruck (BDS), gemeinsam mit dem Bezirksverband Oberbayern West, zur ersten großen Podiumsdiskussion des laufenden Bundestagswahlkampfs ein.

Im Säulensaal des Veranstaltungsforums Fürstenfeld versammelten sich Unternehmerinnen und Unternehmer, um mit den Kandidatinnen und Kandidaten des Wahlkreises Fürstenfeldbruck-Dachau ins Gespräch zu kommen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Christian Hufnagl, der mit präzisen Fragen und Zeitvorgaben für eine spannende Debatte sorgte.

Begrüßung und Rahmen

Uwe Jennerwein (BDS-Bezirksverband Oberbayern West) und Franz Höfelsauer (Vorsitzender des BDS Fürstenfeldbruck) hießen das Publikum willkommen.

Jennerwein betonte, wie entscheidend politische Stabilität und Planbarkeit gerade für Selbstständige und Gewerbetreibende seien.

Nur mit klaren Perspektiven könne der Mittelstand weiter investieren und Beschäftigung sichern.

Fünf Persönlichkeiten aus verschiedenen Parteien stellten sich den Fragen:

Die Kandidatinnen und Kandidaten

Jede Kandidatin und jeder Kandidat nutzte eine kurze Vorstellungsrunde, um persönliche Schwerpunkte und berufliche Hintergründe zu präsentieren.

Katrin Staffler (CSU)

seit 2017 direkt gewählte Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis, Biochemikerin mit Berufserfahrung in der freien Wirtschaft.

Michael Schrodi (SPD)

seit 2017 im Bundestag, Finanzexperte und früher Lehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde.

Susanne Seehofer (FDP)

Managerin für Nachhaltigkeit, Betriebswirtin, seit 2023 in der Politik aktiv.

Britta Jacob (Bündnis 90/Die Grünen)

langjährige Erfahrung in Außen- und Sicherheitspolitik, parlamentarische Beraterin, Managerin für Geopolitik.

Dagmar Wagner (Freie Wähler)

studierte Agrarwissenschaftlerin, kommunalpolitisch als 2. Bürgermeisterin in Bergkirchen aktiv, langjährige Unternehmerin im Nebenerwerbslandwirtschafts-Bereich.

Große Themenblöcke

Im Fokus stand die Frage, wie Politik den Mittelstand in unsicheren Zeiten unterstützen kann. Dabei kristallisierten sich vor allem folgende Schwerpunkte heraus:

Die 5 Kandidaten 2025

1. Bürokratieabbau

Problemstellung: Der Mittelstand leidet unter ausufernden Dokumentations- und Meldepflichten. Unternehmer Uwe Jennerwein machte dies etwa am Beispiel täglicher Kühltemperatur-Protokolle in Bäckereien deutlich, die aus seiner Sicht kaum Mehrwert brächten.

„Wir müssen radikal den Rotstift ansetzen.“ Statt kleiner Korrekturen brauche es ein „großes Aufräumen“ veralteter Vorschriften.

Verteidigte zwar die Notwendigkeit mancher Regulierungen zur „Wettbewerbsgleichheit“, betonte aber auch die bereits beschlossenen „Bürokratieentlastungsgesetze“.

Fordert ein sofortiges Moratorium für weitere Aufzeichnungspflichten und plädiert für eine befristete Aussetzung aller neuen Regularien („nicht noch mehr Papierkram“).

Sieht insbesondere in der Digitalisierung der Verwaltung den Schlüssel zur Entlastung. Bürokratie dürfe aber nicht pauschal als „Misstrauen“ gegenüber Betrieben verstanden werden.

Plädierte für „mutige Politik“ und praxisnahe Lösungen, die mit den Betrieben gemeinsam entwickelt werden.

2. Energie- und Rohstoffkosten

Problemstellung: Hohe Energiepreise belasten den Mittelstand erheblich. Viele Betriebe kämpfen mit mangelnder Planbarkeit und fürchten weitere Kostenschübe durch anhaltende Krisen oder neue Vorgaben.

 

Will Netzentgelte mind. halbieren, Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß senken und die Rückvergütung aus der CO₂-Bepreisung konsequent umsetzen.

Sieht in den erneuerbaren Energien den langfristig günstigsten Energieträger und betont den nötigen Netzausbau. Stromsteuersenkungen und Netzentgelt-Deckelung seien zentrale Maßnahmen.

Setzt auf „Technologieoffenheit“ (z.B. Wasserstoff, Fracking) und kritisiert zugleich hohe Staatsausgaben für Subventionen. Kernkraft-Nutzung hält sie zwar für „vergossene Milch“ in Deutschland, doch die grundsätzliche Debatte müsse ideologiefrei geführt werden.

Halten Atomkraft für „unrentabel“ und „langsam in der Umsetzung“, sehen erneuerbare Energien als Schlüssel zu Planungssicherheit. Maßnahmen wie ein „Deutschland-App“-Ansatz sollen weitere bürokratische Hürden senken.

Betonen die Bedeutung grundlastfähiger Kapazitäten wie (Übergangs-)Gaskraftwerke oder Kohlekraftwerke, verweisen auf den Ausbau dezentraler Energiequellen im ländlichen Raum.

3. Fachkräftemangel

Problemstellung: Viele Branchen können freie Stellen nicht besetzen. In den kommenden Jahren gehen zudem geburtenstarke Jahrgänge in Rente, was die Lage weiter verschärft.

Grüne, SPD und FDP betonen alle die Notwendigkeit besserer Betreuungsangebote, um Mütter stärker in Voll- oder Teilzeit zu bringen.

CSU plädiert für Steuerfreiheit bei Überstunden und flexiblere Arbeitszeiten. FDP betont, dass sich Leistung lohnen müsse, warnt vor zu hohen Sozialabgaben.

Einigkeit herrscht, dass qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland benötigt werden. Scharfe Kritik gab es an der schleppenden Visa-Vergabe in den Botschaften.

Meisterkurse, Handwerk, Praxisnähe – hier sehen fast alle große Potenziale.

4. Mindestlohn und Finanzen

Mindestlohn:

Befürworten eine Erhöhung, um Niedriglohnsektoren zu stabilisieren und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.

Warnen vor weiteren Kostensprüngen gerade für kleine Betriebe, die Löhne kaum weitergeben können.

Findet den bestehenden Mindestlohn richtig, lehnt aber Erhöhungen auf z.B. 15 € ab, da dies den Lohnabstand zu Sozialleistungen gefährde.

Haushalt & Schuldenbremse:

Sehen kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem. Wollen konsequentes Kürzen und Priorisieren, um Spielräume für Investitionen zu schaffen.

Plädieren für eine Reform der Schuldenbremse, da sich der Staat sonst „in maroden Brücken und Schulen“ verschulde. Zudem müssten „schädliche Subventionen“ auf den Prüfstand.

Diskussion und Ausblick

In einer abschließenden Fragerunde aus dem Publikum wurden weitere Themen wie Erbschafts- und Vermögenssteuern, mögliche Einflüsse einer neuen Trump-Präsidentschaft und die Kommunalfinanzen angesprochen. Dabei wurde deutlich, dass der Mittelstand schnellere, unbürokratischere Lösungen braucht und sich eine klarere Priorisierung in der Haushaltspolitik wünscht.

Trotz aller Kontroversen war bei den Teilnehmenden ein gemeinsames Ziel erkennbar: Die wirtschaftliche Stärke des Standorts zu erhalten und damit die Basis für sozialen Zusammenhalt und Zukunftsinvestitionen zu legen.

Fazit und Dank

Die Podiumsdiskussion bot einen tiefen Einblick in verschiedene politische Ansätze und verdeutlichte, wie wichtig ein konstruktiver Austausch zwischen Politik und mittelständischer Wirtschaft ist. Der BDS Fürstenfeldbruck dankt allen Kandidatinnen und Kandidaten sowie dem Moderator Christian Hufnagel für einen lebendigen und informativen Abend.